Festbrennweite, Teleobjektiv und Co.
Ist die Wahl auf die richtige Kamera für das Planespotting gefallen, stellt sich häufig die Frage nach dem passenden Objektiv. Wie so oft gibt es zwischen den zahlreichen Modellen von den
verschiedenen Hersteller keine absolut richtige Antwort. Dieser Artikel gibt jedoch einen Einblick in die verschiedenen Optionen und erklärt die Abwägungen, die vor der Anschaffung eines
Objektivs zu treffen sind - und wie sich beim Kauf unter Umständen Geld sparen lässt.
Nico Mommert | 15.07.2023
Darum geht es in diesem Artikel:
1. Telezoomobjektive - der Klassiker im Planespotting.
2. Superzoomobjektive - wirklich alles super?
3. Darum bleiben Superzoomobjektive nur selten eine Alternative.
4. Das Standardzoomobjektiv.
5. Festbrennweiten - im Planespotting überflüssig?
6. Tipp: Objektive auf dem Gebrauchtmarkt kaufen.
Telezoomobjektive - der Klassiker im Planespotting.
Das Telezoomobjektiv mit einem bei 50 bis 70 mm beginnenden Brennweitenbereich ist in aller Regel das wichtigste Objektiv im Planespotting. Oft genug besteht keine Möglichkeit den landenden oder
startenden Maschinen so nah zu kommen, dass ein Standardzoomobjektiv im niedrigen bis mittleren Brennweitenbereich ausreichend erscheint. Wie viel Brennweite es sein sollte, ist allerdings auch
von den individuellen Präferenzen und dem Standort abhängig.
Persönlich halte ich eine Brennweite von 300 mm an einer Vollformatkamera für mehr als ausreichend. An einer APS-C Kamera entspricht dieser Wert dank des Crop-Faktors immerhin schon einer
Brennweite von 450 mm. Über diesen Wert hinaus werden Probleme mit Hitzeflimmern und der Verwacklungsunschärfe zunehmend problematisch. Zudem ist mit steigender Brennweite auch mit steigenden
Preisen für die Anschaffung zu rechnen, ohne dass sich der Kosten - Nutzen - Faktor für das Planespotting spürbar verbessert. Genügt an einem Fotospot eine Linse von rund 300 mm Brennweite nicht,
sollte hingegen nach einem geeigneteren Standort gesucht werden, an dem sich bessere Fotomöglichkeiten ergeben.
Im Planespotting häufig vernachlässigt, aber dennoch ein wichtiger Faktor, ist die Lichtstärke eines Objektivs. Insbesondere bei schlechten Lichtbedingungen kann ein Objektive mit Lichtstärke
seine Vorteile ausspielen. Doch auch "nur" an einem bewölkten Tag und im höheren Telezoombereich kann man sich im Planespotting glücklich schätzen, wenn durch eine größere Blende mehr Licht auf
den Sensor fällt. Das Manko: Lichtstarke Telezoomobjektive belasten den Geldbeutel.
Hersteller
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Objektiv
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Preis (UVP)*
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Canon
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RF 70 - 200 mm F 2.8L IS USM
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1.849 EUR
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RF 100 - 300 mm F 5.6 - 8 IS USM
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715,00 EUR
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RF-S 55 - 210 mm F 5 - 7.1 IS STM
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449,00 EUR
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EF 75 - 300 mm F 4 - 5.6 III
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235,00 EUR
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Nikon
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Z 50 - 250 mm 1;4,5 - 6,3 VR
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369,00 EUR
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Z 70 - 200 mm 1:2,8 VR S
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2.579,00 EUR
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AF-P 70 - 300 mm 1:4,5 - 5,6E ED VR
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600,00 EUR
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AF-S Nikkor 200 - 500 mm 1:5,6 E ED VR
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1.329,00 EUR
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Sigma
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100 - 400 mm F.5 - 6.3 DG DN OS / HSM
|
999,00 EUR
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70 - 200 mm F2.8 DG OS HSM
|
1.399,00 EUR
|
60 - 600 mm F4.5 - 6.3 DG DN OS / HSM
|
2.349,00 EUR
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150 - 600 mm DG DN OS / HSM
|
1.399,00 EUR
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Sony
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E 70 - 350 mm F4.5 - 6.3 G OSS
|
799,00 EUR
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E 55 - 210 mm F4,5 - 6,3 OSS
|
299,00 EUR
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FE 70 - 200 mm F4 G OSS
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1.099,00 EUR
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FE 70 - 300 mm F4.5 - 5.6 G OSS
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1.149,00 EUR
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Tamron
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150 - 500mm F/5 - 6.7 Di III VC VXD
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1.199,00 EUR
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100 - 400mm F/4.5 - 6.3 Di VC USD
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699,00 EUR
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70 - 200mm F/2.8 Di VC USD G2
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1.399,00 EUR
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70 - 300mm F/4.5 - 6.3 Di III RXD
|
549,00 EUR
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Neben der Brennweite und der maximalen Offenblende zeichnen sich Objektive durch weitere Eigenschaften aus. Neben der Autofokusgeschwindigkeit und -treffsicherheit zählen im Telebereich auch
Verzeichnung und Vignettierung dazu.
Ein nicht weniger zu unterschätzender Faktor ist die Haptik, Verarbreitung und Bedienung. Nur wenn das Objektiv gut in der Hand liegt, sich bequem bedienen lässt und die Verarbeitung Ein
hochwertiges Gefühl vermittelt, wird man auch lange Freude an einem Objektiv haben. Diese Faktoren lassen sich nur bei einem Besuch im Fachhandel oder dem Ausleihen eines Objektivs für mehrere
Tage überprüfen.
Besonders verlockend erscheinen sogenannte "Superzoomobjektive", die für einen vergleichsweise erschwinglichen Preis einen hohen Brennweitenbereich vom Weitwinkel bis in den Telezoom hinein
abdecken können. Regelmäßig werden in diesem Feld im Hause Tamron die Grenzen des Möglichen ausgelotet. Besonders beeindruckend erscheint beispielsweise das 18-400mm F/3.5-6.3 Di II VC
HLD. Aber auch Canon, Nikon, Sigma und Sony haben vergleichbare Objektive im Portfolio. Doch können diese Objektive halten, was sie versprechen? Tatsächlich gibt es einige Gründe, die für
die Wahl eines Superzoomobjektivs sprechen.
Entscheidest Du Dich für ein Superzoomobjektiv, ist es "Immerdrauf". Egal, ob das Motiv in der Ferne oder doch ganz nah liegt. Die passende Brennweite befindet sich fortan immer schon an der
Kamera.
Es ist bequem. In einem zeitkritischen Moment noch schnell das Objektiv tauschen müssen ist nervig. Wird dann der richtige Moment durch den Objektivwechsel auch noch verpasst, ist es obendrein
auch ärgerlich.
Ein Objektiv ist in der Regel leichter und platzsparender als deren 3 - auch wenn Superzooms nicht zu den leichtesten und kompaktesten zählen. Ohne ein entsprechendes Objektiv befinden sich im
Fotorucksack sonst ohnehin ein Weitwinkel- sowie ein Standard- und Telezoomobjektiv.
Der Preis für die Kamera ist das eine, die Kosten für die Objektive das andere. In der Regel unterschätzen insbesondere Fotografieeinsteiger die Anschaffungskosten für die unterschiedlichen
Objektive. Mit einem Superzoom ist man dagegen in der Regel günstiger. Nachstehend habe ich beispielhafte Superoomobjektive der verschiedenen Hersteller zusammengetragen.
Hersteller
|
Objektiv
|
Preis (UVP)*
|
Canon
|
RF 24 - 240 mm F4 - 6.3 IS USM
|
999,00 EUR
|
EF-M 18 - 150 mm f/3.5 - 6.3 IS STM
|
449,00 EUR
|
Nikon
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AF-S DX NIKKOR 18 - 300 mm 1:3,5 - 6,3G ED VR
|
649,00 EUR
|
NIKKOR Z 24 - 200 mm 1:4 - 6,3 VR
|
899,00 EUR
|
Sigma
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60 - 600 mm F4.5 - 6.3 DG DN OS HSM
|
2.349,00 EUR
|
18 - 250 mm F3,5 - 6,3 DC Macro OS HSM
|
299,00 EUR
|
Sony
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FE 24 - 240 mm F3,5 - 6,3 OSS
|
899,00 EUR
|
E 18 - 200 mm F3,5 - 6,3 OSS LE
|
699,00 EUR
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Tamron
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18 - 400mm F/3.5 - 6.3 Di II VC HLD
|
699,00 EUR
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18 - 300mm F/3.5 - 6.3 Di III-A VC VXD
|
769,00 EUR
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Doch wenngleich Superzoomobjektive zahlreiche Vorteile bieten, werden sie von vielen ambitionierten Fotografen häufig nicht bedacht. Der Grund ist einfach, aber schwerwiegend: Die
Abbildungsleistung ist schwach.
Ein guter Allrounder gehört in bestimmten Disziplinen selten zu den Klassenbesten. Nicht anders ist es bei den Objektiven. Superzoomobjektive lassen vor allem in den äußeren Brennweitenbereichen
Bildschärfe missen, zudem nimmt die Abbildungsleistung zum Bildrand hin stärker ab als bei "normalen" Zoomobjektiven. Auch mit chromatischer Aberration und Verzeichnung muss gerechnet werden. Ein
weiteres Manko stellt zudem die mangelnde Lichtstärke dar, die selten unter dem Spektrum von 3,5 bis 6,3 angesiedelt ist.
Ob diese Nachteile die oben aufgeführten Vorteile überwiegen, muss nach den persönlichen Präferenzen und dem sonstigen Einsatzzweck entscheiden werden. Hat man für die Zukunft allerdings
fotografische Ambitionen, sollte man jedoch von den Superzoomobjektiven zu Gunsten von Objektiven mit besser Abbildungsleistung absehen.
Glücklicherweise ist man im Planespotting nicht immer in der Situation, auf einen Tele- oder Superteleobjektiv im hohen Brennweitenbereich zurückgreifen zu müssen. In diesem Fall bietet sich
eines der schier unendlichen Standardzoomobjektive im Bereich von 18 bis 70 mm Brennweite an. Häufig werden beim Kauf einer Kamera diese Objektive zu einem attraktiven Preis als Kitobjektiv
angeboten.
An dieser Stelle sollte zwischen den verschiedenen Optionen abgewogen werden. In der Regel lassen die Kitobjektive die letzten Prozent zu einer beeindruckenden Bildschärfe und Verarbeitung
missen. Häufig lohnt es sich daher, die Kamera und das Objektiv passend zu den eigenen Bedürfnissen gentrennt zu erwerben.
Festbrennweiten sind in der Landschafts- oder Astrofotografie kaum wegzudenken. Im Planespotting spielen sie jedoch eine untergeordnete Rolle. Die Abbildungsleistung der Festbrennweiten ist im
Vergleich zu Zoomobjektiven zwar exzellent, doch die Festlegung auf eine Brennweite für Flugzeugfotografie im Besonderen und bewegende Objekte im generellen häufig zu unflexibel. Persönlich setze
ich Festbrennweiten im Planespotting nur punktuell für Langzeitbelichtungen am späten Abend oder in der Nacht ein.
Objektive produktionsfrisch vom Hersteller zu erwerben belastet den Geldbeutel. Ist ein Objektiv gut gepflegt und frei von Mängeln, lohnt sich allerdings auch der Kauf von gebrauchter Ausrüstung.
Neben dem direkten Kontakt zum Verkäufer über Kleinanzeigen gibt es auch verschiedene Portale, die sich auf den An- und Verkauf von Kameras und Objektiven spezialisiert haben. Persönlich kann ich
an dieser Stelle die Unternehmen Calumet und MPB empfehlen, mit denen ich in der Vergangenheit schon positive Erfahrungen gemacht habe. Dort kann aus einer Vielzahl von Objektiven und den
jeweiligen Gebrauchtzuständen gewählt werden. Die Abwicklung ist zügig und professionell.
Welche Erfahrungen hast Du mit verschiedenen Objektiven im Planespotting gemacht? Nutzt du Superzoomobjektive oder Festbrennweiten? - lass es mich gerne in den Kommentaren wissen! Solltest Du
auch bei der Wahl der Kamera noch eine Entscheidungshilfe benötigen, habe ich Dir anschließend noch einen passenden Artikel verlinkt.
PlanespottingKamera
Die richtige Kamera fürs Planespotting
Spiegelreflex- oder Systemkamera?, Vollformat- oder APS-C-Sensor?, Nikon, Canon oder Sony? - bei dem Einstieg in die Fotografie und der Anschaffung einer Kamera gibt es im
Vorfeld einige Fragen zu beantworten. Dieser Artikel erklärt, welche Kamera zum Planespotting benötigt wird.
Nico Mommert | 08.07.2023